Nationale Wasserstoffstrategie
Fernleitungsnetzbetreiber begrüßen Verabschiedung und drängen auf konkrete Schritte
Damit Deutschland eine Spitzenposition unter den europäischen Wasserstoff-Nationen einnehmen kann, stehen aus Sicht der Unternehmen noch wichtige Weichenstellungen aus. Und die Zeit für die Umsetzung drängt.
Grundsätzlich positiv wertet FNB Gas, die Vertretung der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber den technologieneutralen Ansatz und die konkrete Zielsetzung für den Aufbau von Elektrolyseuren. Diese Ziele werden allerdings nur dann zu einem Markthochlauf führen, wenn zeitnah auch eine entsprechende Wasserstofftransportinfrastruktur aufgebaut wird: „Ohne Wasserstoffinfrastruktur keine Marktentwicklung“ erklärt Ralph Bahke, Vorstandsvorsitzender des FNB Gas.
Die Fernleitungsnetzbetreiber sind mit Ihren Überlegungen für das „visionäre Wasserstoffnetz“ und das „H2-Startnetz 2030“ bereits in Vorleistung gegangen. Für die Realisierung müsste der Rechtsrahmen noch in dieser Legislatur angepasst werden. Gemeinsam mit vier führenden Industrie- und Energieverbänden haben die Fernleitungsnetzbetreiber ihre konkreten Forderungen Anfang Mai in die Diskussion eingebracht.
„Unsere Vorschläge zielen auf eine Weiterentwicklung des bestehenden Erdgas-Regulierungsrahmens für Wasserstoff ab. Dieses Vorgehen bietet die Chance zur Nutzung der etablierten Systematik für die Planung, Errichtung und den Betrieb von Wasserstoffnetzen und muss schnell umgesetzt werden. Ein reguliertes, öffentliches Wasserstoffnetz ist auch die Voraussetzung für die Versorgung aller Sektoren mit klimaneutralem Wasserstoff“ so Inga Posch, Geschäftsführerin des FNB Gas.
Zum Abschlussbericht der Kohlekommission erklärt Inga Posch, Geschäftsführerin Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e.V. (FNB Gas):
„Die Kommission ‚Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung‘ hat den Auftrag, einen breiten gesellschaftlichen Konsens über die Gestaltung des energie- und klimapolitisch begründeten Strukturwandels in Deutschland herzustellen. Der Abschlussbericht macht deutlich, dass die für einen erfolgreichen Klimaschutz notwendige Reduzierung und Beendigung der Kohleverstromung nur dann erfolgreich und mit Vorbildfunktion gelingen kann, wenn eine Reihe von Anforderungen in Einklang gebracht werden.
Von daher begrüßt FNB Gas ausdrücklich, dass die Kommission die Gasinfrastruktur und Power-to-Gas Technologie als einen entscheidenden Schlüssel für das Gelingen der Sektorkopplung und damit das Erreichen der Klimaziele identifiziert hat. Der Sektorkopplung kommt eine entscheidende Rolle bei der Dekarbonisierung von Wärme, Strom und Mobilität zu. Zusätzlich leistet die Sektorkopplung durch Power-to-Gas einen Beitrag zur Flexibilisierung des Energiesystems, um auf die Einspeisung von fluktuierendem erneuerbarem Strom zu reagieren. Die Kommission stellt zudem richtigerweise fest, dass der heutige regulatorische Rahmen – vor allem im Bereich Steuern und Abgaben, Entgelte, Umlagen – eine effektive Sektorkopplung noch verhindert. Allerdings muss mit der Entwicklung und dem Bau von großdimensionierten Power-to-Gas-Anlagen im Industriemaßstab unverzüglich begonnen werden, da diese in jedem Fall bereits ab 2035 in signifikanter Größenordnung erforderlich sind.
Nur unter der stärkeren Einbeziehung der deutschen Gasinfrastruktur (Gaskraftwerke an bestehenden Kohlekraftwerksstandorten, Leitungen und Speicher) und dem verstärkten Einsatz von Power-to-Gas lässt sich der fundamentale Umbau unseres Energiesystems erreichen – und zwar sicher, kosten- und klimaeffizient. Der Ausstieg aus der Atomenergie bis 2022, der parallele, stückweise Ausstieg aus der Kohleenergie und der verstärkte Ausbau der Erneuerbaren Energien ist eine Mammutaufgabe. Die Umsetzung und die Verantwortung muss daher auf mehrere Schultern verteilt werden, um die zentralen Herausforderungen – Erreichung der ambitionierten Klimaschutzziele, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit – zu meistern.
Der beschleunigte Ausbau der volatilen Erneuerbaren Energien und das Fehlen von funktionierenden Speicherlösungen werden den Stromnetzausbau an seine Grenzen stoßen lassen. Für beide Herausforderungen bietet die leistungsfähige und gut ausgebaute Gasinfrastruktur Lösungen. Die Gasnetze transportieren schon annähernd die doppelte Energiemenge im Vergleich zu den Stromnetzen. Durch die Umwandlung von Erneuerbaren Energien mittels Power-to-Gas in ‚Grünes Gas‘ in Verbindung mit den vorhandenen Gasspeichern lassen sich bereits heute große Energiemengen speichern. Zugleich ermöglicht die Nutzung der Gasinfrastruktur die intelligente Verknüpfung der Sektoren Strom, Wärme, Mobilität.“