
FNB Gas beteiligt sich
Konsultationen der Europäischen Kommission zum Wasserstoff- und Gasmarkt-Dekarbonisierungspaket
Bereits zu Beginn des Jahres (2021) hatte die Europäische Kommission eine Konsultation zu ihrer Roadmap für ein Wasserstoff- und Gasmarkt-Dekarbonisierungspakets (Hydrogen and Gas Market Decarbonisation Package) initiiert. Ziel der ersten Konsultation war es, die Meinung der Interessengruppen zu der Frage einzuholen, wie die Erdgasbinnenmarkt-Richtlinie und die Gasverordnungen überarbeitet werden sollten, um die Einführung erneuerbarer und kohlenstoffarmer Gase zu erleichtern und gleichzeitig einen integrierten, liquiden und interoperablen EU-Gasbinnenmarkt zu gewährleisten. FNB Gas hat sich daran bereits mit einer Stellungnahme beteiligt. Ein zweiter Konsultationsschritt bereitet nun die konkrete Überarbeitung der bestehenden Gasmarktregeln in einem legislativen „Wasserstoff- und Gasmarkt-Dekarbonisierungspaket“ vor.
FNB Gas begrüßt stellvertretend für die deutschen Gasfernleitungsnetzbetreiber die Initiative der Europäischen Kommission. Als Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) sind wir den ehrgeizigen Zielen des European Green Deal und der European Hydrogen Wasserstoff-Strategie verpflichtet und sind bestrebt, mit unserer Gasinfrastruktur einen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Die FNB sind der Ansicht, dass die Europäische Kommission die folgenden zentralen Aspekte im Rahmen dieser entscheidenden Gesetzesinitiativen adressieren sollte:
- Anwendung der Gasmarktregeln auf Wasserstoff: Es ist zu erwarten, dass das zukünftige Wasserstoffnetz sehr ähnliche Eigenschaften wie das derzeitige Gasnetz aufweisen wird. Die FNB sind daher überzeugt, dass die regulatorischen Prinzipien für Gas von Anfang an auch für den Wasserstoffmarkt gelten sollten, um Rechtssicherheit für Investoren zu schaffen. Diese Prinzipien umfassen die Entflechtung der Infrastruktur von Produktion, Speicherung und Handel, den Netzzugang Dritter (TPA), nicht-diskriminierende Netzentgelte und Transparenz bei Regeln und Verfahren. Der effizienteste Weg, um die regulatorische und planerische Abstimmung zwischen Gas und Wasserstoff zu gewährleisten, ist die Einbindung des Regulierungsrahmen für Wasserstoff in die Gasgesetzgebung. Die FNB vertreten die Rechtsauffassung, dass der Geltungsbereich der Erdgasbinnenmarkt-Richtlinie sowie der verschiedenen Erdgas-Verordnungen bereits heute auch Wasserstoff umfasst. Eine explizite Ausweitung des Anwendungsbereichs der Erdgasbinnenmarkt-Richtlinie und der Erdgas- Verordnungen auf andere Gasarten, einschließlich Wasserstoff, würde diesbezüglich weitere Rechtssicherheit schaffen.
- Definition der Rolle der Gasfernleitungsnetzbetreiber: Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die europäische Gesetzgebung für Gas und Wasserstoff explizit definiert, dass zertifizierte Gasfernleitungsnetzbetreiber Wasserstoffinfrastrukturen (On- und Offshore) besitzen, betreiben und finanzieren dürfen, unabhängig davon, ob sie aus bestehender Gasinfrastruktur umgewidmet oder neu gebaut wurde. Dieser Grundsatz sollte für alle Gasfernleitungsnetzbetreiber gelten, unabhängig von ihrem angewandten Unbundling-Modell.
- Finanzierung der Wasserstoffinfrastruktur: Die FNB begrüßen die Ambitionen der Europäischen Kommission in Bezug auf Wasserstoff. Für eine zeitnahe Realisierung konkreter Infrastrukturprojekte ist es wichtig, dass geeignete Finanzierungs- und Entgeltregelungen für Gasfernleitungsnetzbetreiber geschaffen werden, die die Deckung der Investitionskosten innerhalb eines regulatorischen Rahmens sicherstellen. Die offensichtliche Lösung, um dieses Problem anzugehen, ist die Schaffung eines gesetzlichen Rahmens, der es ermöglicht, Netzkosten für Wasserstoff und Gas gemeinsam zu tragen, was zu einem gemeinsamen Kostendeckungsmechanismus und zu kombinierten Netzentgelte für die Nutzer des Gas- und Wasserstoffsystems führt.
- Einsatz grüner Gase durch Quote steigern: Die FNB sind überzeugt, dass eine Quote für dekarbonisierte und klimaneutrale Gase, die die Lieferanten dazu verpflichtet, einen definierten Anteil grüner Gase (z. B. Wasserstoff) in ihrem Portfolio bereitzustellen, ein effizienter und geeigneter Mechanismus ist, um Anreize für den Einsatz grüner Gase und den Ausbau der entsprechenden Technologien zu schaffen.
- Integrierte Netzplanung als Enabler der Energiewende: Die FNB sind der Ansicht, dass alle Energieinfrastrukturen (Strom, Gas und Wasserstoff) systemisch, technologieneutral und koordiniert geplant werden sollten, wobei für jede individuelle Bedarfssituation der effizienteste Infrastrukturtyp gewählt werden sollte. Einheitliche Annahmen, die auf gemeinsamen Szenarien basieren, sind eine wesentliche Voraussetzung für einen solchen integrierten Netzplanungsansatz. Da die Wasserstoffinfrastruktur in erster Linie auf der Basis der bestehenden Erdgasinfrastruktur entwickelt werden wird, ist ein gemeinsamer Netzentwicklungsplan für die Wasserstoff- und Erdgasinfrastruktur notwendig, sinnvoll und effizient
- Technologieneutralität für den Einsatz von Wasserstoff: Die Europäische Kommission fokussiert in ihrer Wasserstoffstrategie stark auf die auf die Nutzung von Wasserstoff im Industrie- und Mobilitätssektor, während der Wärmesektor kaum berücksichtigt wird. Die FNB halten diese politische Vorfestlegung für nicht zielführend, da die Elektrifizierung des Wärmemarktes schnell an ihre Grenzen stoßen wird, insbesondere in städtischen Gebieten. Gasnetze sind in diesen Gebieten oft schon vorhanden und können klimaneutrale gasförmige Energie direkt in die Haushalte liefern. Ohne den Einsatz von Wasserstoff und anderen grünen Gasen, kann die Dekarbonisierung des Wärmesektors nicht gelingen. Der jetzt zu schaffende gesetzlicher Rahmen sollte daher technologieoffen sein und keine Technologien behindern oder benachteiligen.